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Eine kleine Sommerreise im Lavendelland

Quelle: Tagesanzeiger 26.6.2002, Marc D. Herzka

Mitte Juli bis Ende August blüht in der Provence und der Haute-Provence der geheimnisvolle Lavendel. Es locken aromatische Gärten und provenzalische Gastfreundschaft.

Ein Sommerausflug in die Haute-Provence, wo der geheimnisvolle Lavendel blüht, gleicht einer Fahrt in eine Traumlandschaft. Schon drei Stunden südlich von Genf ist der Reisende auf atemberaubenden Bergrouten meist allein mit der mediterran geprägten Natur. Die Strassen sind von mächtigen Bäumen gesäumt. Gelegentlich begegnet einem eine gut trainierte Gruppe Velofahrer. Hügel und ganze Täler sind violett gefärbt: Lavendel!

Lavendelfelder bei Valesole
© Edith Obrist

Folgt man den Routenvorschlägen, die einem die einheimische Organisation Routes de la lavande macht, kann man dieses Lavendelland auf die richtige Art entdecken und seinen faszinierenden Alltag kennen lernen.

Der Gipfel ist die Lavendelglace

La Rochette-du-Buis: Hof und Herberge «La Honas» sind ein gutes Beispiel für die Aktivität initiativer Frauen, die in der Haute-Provence seit einigen Jahren rund um den Lavendel ein ökologisch ausgerichtetes Tourismusangebot präsentieren. Die dynamische Cathy Ducros hat hier mit ihrem Mann einen uralten Gutshof renoviert. Ihren Gästen stehen fünf liebevoll dekorierte Zimmer zur Verfügung. Es hat sich schnell herumgesprochen, dass Cathy hervorragend kocht, und zwar vorwiegend mit biologischen Zutaten. Und so buchen die meisten Touristen gleich Halbpension. Nach dem üppigen Nachtessen (Höhepunkt: die hausgemachte Lavendelglace) bleiben die Gäste, die aus Holland, Frankreich und England stammen, sitzen und philosophieren bei einem Glas Rotwein aus der benachbarten Domaine du Rieu Frais über Gott und die Lavendelwelt. "Eigentlich habe ich nur ein Ziel", sagt Cathy: "Ich will die Touristen wie Freunde empfangen". Die engagierte Gastgeberin hat viele Pläne. In einem Theaterraum, der eben erst fertig geworden ist, will sie Konzerte und Tanzworkshops veranstalten. Zudem möchte sie hier die Werke von Künstlern aus der näheren Umgebung ausstellen.

In Sault: Die Botanikerin Catherine Couttolenc hat bereits als kleines Kind Lavendelbädern geplanscht, die ihr Grossvater bereitete. Heute pflegt sie in Sault, das oft als Lavendelmekka bezeichnet wird, einen üppigen Garten, wo Dutzende Lavendelsorten wachsen, darunter auch der seltene rosa Lavendel. Die zierliche Frau schreibt derzeit an einem siebenteiligen Standardwerk über die Pflanze, dessen Band vor kurzem erschienen ist. "Ich sehe es als meine Aufgabe an, der Welt die facettenreichen Bedeutungen des Lavendels näher zu bringen", schildert sie ihr Credo. "Zum Beispiel weiss fast niemand, dass der echte Lavendel auch im nördlichen Afrika blüht." Zu diesen Themen wie "Der Lavendel und das Parfum" oder "Lavendel und Kochen" veranstaltet die Botanikerin täglich Workshops, die auch für Kurzbesucher geeignet sind.

In Cabrières d'Avignon: Das neue Musée de la lavende ist ganz auf ein internationales Publikum ausgerichtet. Gegründet wurde es von der Familie Lincelé, die in den Monts de Vaucluse seit Generationen ätherisches Lavendelöl produziert. Beim Betreten des ockerfarbenen Lavendeltempels erhält man Audioguides ausgehändigt, die einen auf Wunsch in deutscher Sprache begleiten. Man sieht sich zunächst einen Film an, der die Verarbeitung des Lavendels von der Ernte über die Destillation bis hin zum Endprodukt zeigt. Dann betritt man die modern konzipierte Ausstellung, in der vor allem Destillierapparate aus allen Zeiten zu sehen sind.
Am Ende der Schau findet sich eine in Violett gehaltene Geschenkboutique, die Massageöle, Parfums, Duftkissen und überhaupt all das feilhält, was sich aus dem beruhigenden Lavendel fabrizieren lässt. Lavendel sei aber nicht gleich Lavendel, sagt Museumsdirektor Jack Lincelé.
Am gefragtesten von den drei Hauptsorten ist der echte Lavendel (Lavandula angustifolia), der in der Parfümherstellung verwendet wird. Es gibt aber auch den Speik-Lavendel, der nur oberhalb von 800 Metern wächst, und den kugeligen Lavandin, der als Verdünnungsmittel Duftstoff und für Reinigungsmittel verwendet wird.


© Edith Obrist

Biolavendel

In Montbrun-les-Bains: Bei unserer Fahrt von Hof zu Hof stossen wir immer wieder auf Menschen, die ruhig und bescheiden ihre Arbeit verrichten. Und dann überraschen sie den Besucher mit ihren Produkten von Weltklasse. Zu ihnen zählen Michel und Myriam Quenin vom Hof Niègle.

Seit neun Jahren bauert das junge Ehepaar hier biologisch. Nach alter Väter Sitte pflanzt es auf hügeligem Gelände medizinische und aromatische Pflanzen wie Lavendel und grüne Minze an. "Biologische Lavendelprodukte sind heute gefragt", sagt Myriam, "Obwohl wir selbst keine Werbung betreiben, verkaufen sich unsere Lavendelessenzen ganz gut." Das schaffige Ehepaar besitzt kein Faxgerät und auch keine E-Mail-Adresse. Dies empfinden sie nicht im Geringsten als Mangel. "Wer zu uns will, der findet uns auch so", sagt Michel beim Abschied. "Ehrlich gesagt: Wir sind ganz froh, ohne Internet zu sein. Denn so haben wir mehr Zeit für unsere Besucher!"

Tipps und Infos

Anreise Via Genf-Montelimar-Nyons gelangt man (auch per TGV) schnell in die Lavendelregion. Sie umfasst die Departements Drôme, Vaucluse, Alpes-de-Haute-Provence sowie die südlicher gelegenen Départements der Provence.

Günstige Autovermietungen
Montelimar: Budget oder Ada (Tel. 0033 475523695).

Maisons d'hôtels, Hotels
Maison d'hôte von Jacques Laurent, Eygalayes (mit Lavendel-Spa), Tel. 0033 4 75 28 42 77.

Lavendelmuseum, Lavendelgärten
Musee de la lavande, Cabrieres d'Avignon Tel 003349076123.
"Jardin de Lavandes» (mit Workshops der Botanikerin Catherine Couttolenc in Sault), Tel. 0033 4 90 6413 08.

Ferme de la Niegle, Montbrun-les-Bains (biologische Aromapflanzen), Tel. 0033 4 75 28 8416.

 

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© Olivier Obrist - erstellt: 11.11.2007
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